Montag, 26. Oktober 2009

Eine letzte gelbe Rose

Eine letzte gelbe Rose
im Garten blüht,
und langsam legt sich Ruhe
auf mein Gemüt.

Sie versüßt mir den Herbsttag
mit ihrem Duft,
obwohl die Blätter tanzen
in kalter Luft.

(Svanvithe)




Donnerstag, 22. Oktober 2009

John Henry Mackay

Zauber

Wie Alles mächtig in mir flutet,
Der Lebenstrieb - zu dir zu gehn . . .
Ein Wunsch durch meine Sinne glutet:
Ich möchte einmal nur dich sehn!

Und fühle bang: ich mag vertrauen
Auf diese öden Tage nicht,
Denn meine Sehnsucht will ich schauen
Von Angesicht zu Angesicht! . . .

Dein Bildnis - - ach, ich starre sehnend
Auf deiner Züge Zauber hin,
In dieser seltenen Stunde wähnend,
Dass ich mit dir vereinigt bin.

Doch schon zerflattern meine Träume.
Die kranke Sehnsucht packt mich an . . .
Ein Schrei nur irrt durch leere Räume:
Wann löst sich dieses Zaubers Bann?

Vielleicht, wenn meine Jugendtage
In Angst und Not gestorben sind -
Vielleicht, wenn einst mit müden Schlage
Die Stunde dir vorrüberrinnt - -

John Henry Mackay wurde am 6. November 1864 in Grenoch bei Glasgow geboren; er starb am 16. Mai 1933 in Berlin.

Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie nach Saarbrücken. Mackay besuchte die Gymnasien in Burgsteinfurt und Birkenfeld bei Trier, nahm in Stuttgart eine Lehre als Verlagsbuchhändler auf (1883/84) und hörte einige Semester philosophische Vorlesungen an den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin. Im Jahre 1885 trat Farquhar (sein Geburtsname) unter dem Namen Mackay an die literarische Öffentlichkeit.

In Berlin verkehrte er im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises. Hier erkannte der circa 22jährige seine homosexuell-päderastische Grundneigung. Nach einem einjährigen London-Aufenthalt (1887/89) vertiefte er sich in den Theorien des Anarchisten Max Stirner, die er vollständig verinnerlichte.

Im Jahre 1898 freundete sich Mackay mit Rudolf Steiner an, mit dem er die Propagandaschrift ›Sind Anarchisten Mörder?‹ vorbereitete.

Durch den Tod seiner Mutter (1902) wurde er in eine tiefe Identitätskrise gestürzt, aus der er sich durch die Annahme einer zweiten Existenz unter dem Pseudonym ›Sagitta‹ (Der Pfeil) zu befreien versuchte.

Inflation und Weltwirtschaftskrise führten in den zwanziger Jahren zu seinem wirtschaftlichen Ruin. Mackay starb am 16. Mai 1933, vermutlich durch eine Überdosis Morphium und wurde auf dem Friedhof Berlin-Stahnsdorf beigesetzt.

(Quelle: Projekt Gutenberg)